Wie kommt der Wolf zu Hagenbeck?

Peter und der Wolf | Samstag, 16. Februar 2013

Wie kommt der Wolf zu Hagenbeck?

Die Hamburger Camerata bringt „Peter und der Wolf“
 
„Eines Morgens öffnete Peter die Gartentür und ging hinaus auf die große, grüne Wiese.“ Mit diesem Satz beginnt das sinfonische Märchen für Kinder „Peter und der Wolf“, eines der erfolgreichsten Stücke der klassischen Musik überhaupt. 1936 regte die Moskauer Theaterpädagogin Natalija Saz Sergej Prokofjew zu einer Komposition an, mittels derer Kindern die Instrumente des Orchesters anschaulich gemacht werden sollten. Den damals geltenden Dogmen des sozialistischen Realismus entsprechend war das musikalische Ergebnis ebenso eingängig wie griffig, jeder Figur entsprachen ein Instrument und ein Leitmotiv. Ein Erzähler berichtet, die Musik veranschaulicht das Gesagte. Peter und der Wolf ist mehr Film- als Konzertmusik. Wohl auch deswegen wurde das Werk zum Inbegriff einer „Kinderklassik“. Viele bekannte Musiker und Produzenten machten davon Aufnahmen, Sting, die italienische Quasselstrippe Roberto Benigni oder Loriot mit seinem typischen Humor gaben den Erzähler. Peter, Wolf, Ente, Katze und Vogel haben alles er- und überlebt, eine Dialektversion auf Kurpfälzisch, Fassungen für Blockflötenensemble oder Akkordeonorchester. Das Werk ist erforscht worden, psychologisch (wohin führt die ominöse Gartentür?), pädagogisch (Wolf erschießen? In den Zoo? Freilassen?) und historisch (wie verhält sich der Künstler unter der Herrschaft Stalins?). Doch etwas ist besonders am Familienkonzert, das die Hamburger Camerata in Kooperation mit der Stiftung Kinderjahre und Kinder helfen Kindern e.V. präsentiert: Hier agieren nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder für Kinder, nämlich das Kinderstreichorchester „Saitenspiel“ und die Rhythmikklassen der Staatlichen Jugendmusikschule. Den Sprecherpart übernimmt die Schauspielerin Eva Habermann.
 

Hamburger Abendblatt, 30. Januar 2013, Henry Altmann
 
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