CPE Bach & Klopstock – Sturm und Drang in Musik und Wort | Mittwoch, 14. Mai 2014
Die Hamburger Camerata feiert eine Künstlerfreundschaft
Hamburg. Um Carl Philipp Emanuel Bach perfekt zu spielen, dazu muss ein Ensemble wahrscheinlich einen so klingenden Namen wie ›Akademie für Alte Musik Berlin‹ oder ›Freiburger Barockorchester‹ tragen. Zu ungewohnt sind die Brüche und rhetorischen Figuren seiner Tonsprache, zu entlarvend seine leisen Unisono-Stellen, die ihre Botschaft erst herausrücken, wenn auch noch der letzte Oberton ins Schwingen gerät. Die Hamburger Camerata muss sich also nicht grämen, dass an ihrem Abend ›CPE Bach und Klopstock‹ in der Ottenser Christianskirche nicht alles perfekt war. Viel wichtiger war, wie schlüssig er war, aufregend, zu Herzen gehend.
Das begann mit der Wahl des Konzertorts. Gleich neben der Kirche liegt nämlich der Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock begraben, mit dem Bach in seiner Hamburger Zeit eine Freundschaft verband. Die hoch gespannte Empfindsamkeit, für die beide stehen, brachte Alexander Simon in religiösen Hymnen Klopstocks virtuos zum Klingen. Im Wechsel dazu erklangen unter der Leitung von Matthias Hoffmann-Borggrefe Orgelkonzert Wq 34 mit dem Solisten Sebastian Küchler-Blessing, der sich außerdem am Cembalo als feiner Continuospieler zeigte, das Flötenkonzert Wq 22 mit Matvey Demin und zum Schluss ›Klopstocks Morgengesang am Schöpfungsfeste‹, ein Chorwerk aus Bachs Hamburger Jahren.
Ein so durchdachtes Programm, so quicklebendig und sensibel gespielt, das würde man gern öfter hören.
Hamburger Abendblatt, 16. Mai 2014
Verena Fischer-Zernin
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