Neujahrskonzert | Mittwoch, 1. Januar 2014
Applaus für rassigen Haydn
Rauschende Klassik mit der Camerata beim Neujahrskonzert im ausverkauften Zevener Rathaussaal
Genau 304 Gäste hatten das Vergnügen, das Jahr 2014 mit Mozart und Haydn zu begrüßen. Unter dem Motto ›Rauschende Klassik‹ brachten die Musiker des bekannten Hamburger Kammerorchesters, das immer wieder zu Gast in Zeven ist, zwei Sinfonien von Wolfgang Amadeus Mozart und eine von Joseph Haydn auf die Bühne. Seine eindrückliche Sinfonie No. 68 stammt aus seiner Zeit als Kapellmeister beim Fürsten Nikolaus Esterhazy, wo er experimentierte und seine ›Sturm und Drangzeit‹ als Komponist ausleben durfte. Und das Ergebnis aus dieser Zeit kann sich durchaus hören lassen. Seine Musik öffnet sich dem Zuhörer wie ein Überraschungspaket, wohl keiner wird den Rathaussaal verlassen haben, ohne von den Klängen bereichert worden zu sein. Die Musiker der Camerata werden von Kantor und Dirigent Andreas Borbe einmal mehr zu Meisterleistungen geführt.
Fein, leicht, fast schwebend
Fein, leicht, ja fast schwebend und dennoch quirlig, lebendig, ja sogar rassig, kommt die fröhliche Sinfonie daher. Doch auch dramatische Aspekte mit scharfen Kontrasten fehlen bei Haydn nicht, und dennoch bewältigen die Musiker den Spagat, gleichzeitig die unglaubliche Strahlkraft und die Zartheit nicht zu verlieren. Der Humor kommt ebenfalls nicht zu kurz, wenn Haydn am Ende mit Echoeffekten spielt, die von den einzelnen Instrumenten allzu gerne aufgenommen werden. Das Publikum ist angesichts dieser Meisterleistung begeistert und zeigt dies mit einem verdienten langen Applaus.
Auf diese Glanzleistung folgt sogleich noch eine weitere: Das Konzert für Flöte, Harfe und Orchester, KV 299, ein kleines Juwel, ein Schmankerl unter der Konzertliteratur. Es handelt sich um Mozarts Konzert für Flöte und Harfe mit den beiden herausragenden Solistinnen Imme- Jeanne Klett (kleines Foto) und Maria Tsaytler. Ein absoluter Höhepunkt, musizieren die beiden Damen wunderbar homogen und harmonisch, technisch perfekt und doch voller Emotionen.
Imme-Jeanne Klett zeigt an der Querflöte ein wunderbar plastisches Spiel, enorme Technik und einfühlsames Zusammenspiel. Maria Tsaytler beeindruckt an der Harfe durch ihren klaren und schnörkellosen Ton, der ihr in allen dynamischen Schattierungen und mit bewundernswerter Akkuratesse gelingt. Ihr geradezu mühelos wirkender Vortrag, der auf großer Meisterschaft beruht, wird vom Publikum so lange gefeiert, bis die beiden Musikerinnen sich endlich zu einer Zugabe entschließen.
Nach einer kurzen Pause legen sich die Musiker der Camerata mit Mozarts Sinfonie in C-Dur (KV 338) noch einmal so richtig ins Zeug, zeigen eine beschwingte Interpretation der Musik des großen Komponisten. Vom ersten bis zum letzten Ton spüren die Zuhörer das große Potenzial der Musiker, die Fülle, das Engagement, die Identifikation mit dem eigenen Spiel, das Temperament, aber auch viel Gefühl und Tiefe.
Würdiger Abschluss
Ein würdiger Abschluss ohne Misstöne, die das Neujahrskonzert zu einem wahrhaft rauschenden Klassik-Event macht. Den kaum enden wollenden Applaus des verzückten Publikums fasst Jürgen Kubenk, Vorsitzender von Pro Zeven, später so zusammen: »Klangvoller kann man das Jahr wohl kaum beginnen.«
Doch damit ist der feierliche Jahresbeginn noch nicht zu Ende, denn nach dem Konzert warten noch Sekt und Canapés auf die Musikfreunde, die gemeinsam im Foyer des Rathauses plaudern und den Abend gemütlich ausklingen lassen.
Zevener Zeitung, 3. Januar 2014
Frauke Hellwig
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