Kleiner Mozart ganz groß! | Sonntag, 23. März 2014
Kleiner Mozart, große Fahrt
Das Familienkonzert der Hamburger Camerata bringt das junge Publikum auf Trab
Man möchte sich nicht vorstellen, was ein moderner Pädagoge dazu sagen würde: Klavierstunde statt Kindergarten, Sonaten schreiben statt Bilder malen und anstelle eines geregelten Tagesablaufs mit Zentralheizung ein unstetes Leben in der Postkutsche bei Wind und Wetter. Auch wenn mehr Bares dabei herumgekommen wäre, Mozarts unentwegtes Unterwegssein brachte neben Ruhm, Ehre und Erfahrung auch eine körperliche Belastung mit sich, von der sich das Wunderkind mutmaßlich nie ganz erholte.
Mit dem Frühjahrs-Familienkonzert der Hamburger Camerata bringt Moderator und Dirigent Andreas Peer Kähler das Leben des jungen Wolfgang Amadé Kindern ab sechs Jahren näher; frisch, fröhlich, spontan und nicht nur durch Musik des kleinen und großen Mozart, gespielt von der ›großen‹ Hamburger Camerata, nein, auch die jetzige Jugend spielt mit. Der junge, hochbegabte Hornist Tillmann Höfs, das Kinderorchester ›Saitenspiel‹ unter Marianne Petersen, die Rhythmik-Gruppe der Staatlichen Jugendmusikschule mit Maike Spieker und Solisten aus Rosemarie Pritzkats Hamburger Knabenchor dürfen ran, um ein Jugendleben in Fahrt musikalisch auf Trab zu bringen. Eine nicht unwesentliche Rolle spielt dabei auch eine ›magische Perücke‹.
Andreas Peer Kähler, der ›Kleiner Mozart ganz groß!‹ konzipierte, hat sich seit jeher der Kinder- und Jugendarbeit in der Musik gewidmet. Auch als Komponist hat er die klassische Musik des ›Hochheiligtums‹ entkleidet und auf die Füße irdischer Wahrnehmung gestellt. Wenn der erfahrene Musikvermittler Stab oder Wort ergreift, kann man sicher sein, dass Kinder nicht abgeturnt, sondern vielmehr animiert und gewissermaßen musikalisch motorisiert werden – auch wenn es um eine musikalische Kutschfahrt geht.
Denn Musikhören und Musikmachen macht schlau, weiß jedes Kind – und die Wissenschaft schon längst. In den Elbwichtel-Konzerten der Camerata lernen Drei- bis Sechsjährige die unterschiedlichen Instrumente im Orchester kennen und werden durch Mitmachaktionen spielerisch ins Konzertgeschehen mit einbezogen (nächster Termin: 29.3. mit ›Kleiner Amadeus‹ im New Living Home am Tierpark Hagenbeck). Die Größeren dürfen sich in der großen Musikhalle dann schon mal am Mitsingen bekannter Mozartschlager versuchen, können ansonsten aber Sitzfleisch beweisen. Tat der kleine Amadé ja auch. Und malte sogar während seiner jugendlichen Dienstreisen noch Noten aufs Papier.
Hamburger Abendblatt, 29. Januar 2014
Henry Altmann
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